Das Landgericht Hannover hat Christian Wulff vom Vorwurf der Vorteilsnahme freigesprochen. Juristisch war die Entscheidung richtig, politisch und menschlich bleibt sie (leider) ohne Belang. Denn die Sau, die durchs Mediendorf getrieben wurde, wurde längst geschlachtet und verspeist. Monatelang haben die Medien in einer Art und Weise, die weit über das hinaus geht, was in irgendeiner Weise für eine legitime Berichterstattung von Nöten gewesen wäre. Um den ganzen die Krone aufzusetzen, jagt Sat.1 zwei Tage vor dem sich abzeichnenden Freispruch schnell nochmal eine selbstgedrehte Klamotte, neudeutsch ein „Dokudrama“ namens „Der Rücktritt“ über den Äther.
Nachdem nun auch mit dem Donnerstag der – man hat den Eindruck, für manche Medien fast unliebsame – Freispruch erging, gab es vereinzelte Pressestimmen, die sehr wohl erkannten, dass man in diesem Fall ein wenig über das Ziel hinausgeschossen war. Aber selber will man das natürlich nicht gewesen sein. Lediglich der ein oder andere Journalist sei ein wenig übereifrig gewesen – getrieben aber sicher nur nach dem hehren Streben nach Ausklärung.
Viele Kommentatoren lobten jedoch den investigativen Charakter der eigenen Berichterstattung, die ja mehr als notwendig war, um ans Licht zu bringen, was die Reichen, Schönen und Mächtigen da oben mauscheln – Stichwort Bobbycar.
Einig war man sich dann aber auch, dass eigentlich und überhaupt Christian Wulff an allem schuld war. Mit solchen Sätzen rückt die Presse dann wieder ihr Weltbild gerade und bereitet sich sich entspannt auf das kommende politische Sautreiben vor. In regelmäßigen Abständen stellt sich dann wieder ein Medienmacher hin und erklärt, die vierte Macht im Staate gebe es ja gar nicht. Politik würden die Medien ja nicht machen, sondern nur aufklären.
Ich bin ganz ehrlich: Da halte ich das eher mit Heinz Erhardt: „Und noch’n Gedicht.“