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Kommunalpolitik

Das höhere Gut

Als Reinbeker wohne ich im beschaulichen kleinen Stadtteil Neuschönningstedt. Hier leben um die 7.000 Einwohner, ein knappes Viertel der Reinbeker Bevölkerung. In Neuschönningstedt gibt es ein kleines Einkaufszentrum, das für viele Bürger dort einen wichtigen Anziehungspunkt darstellt.

Logo des Einkaufszentrums Neuschönningstedt

Bis vor einigen Jahren gab es dort mit einem kleinen Lebensmitteleinzelhändler und einer Drogerie die Dinge des täglichen Bedarfs. Seitdem aber seit einigen Jahren diese beiden Geschäfte fehlen, fehlt auch ein wichtiger Versorgungspunkt für die Leute des Stadtteils, gerade, weil dieser Teil von Neuschönningstedt auch immer älter wird.

Politik, noch verbliebene Geschäftsleute und viele Neuschönningstedter haben sich lange dafür eingesetzt, dass sich dort wieder ein Einzelhändler ansiedelt. Wer sich mit dem heutigen Anspruch von Einzelhändlern beschäftigt, der kommt nicht umhin, auch Kompromisse zu schließen in Sachen Größe. Ein kleiner Tante-Emma-Laden lässt sich eben heutzutage nicht mehr wirtschaftlich betreiben.

Nun gab es, wie es auch das Gute Recht der Betroffenen ist, auch entsprechende verwaltungsgerichtliche Maßnahmen gegen das Vorhaben. Allerdings wurden diese in der letzten Woche abschlägig beschieden, so dass nun endlich das Vorhaben umgesetzt werden kann.

Nun gibt es viele gute Gründe für dieses Vorhaben, aber eine Begegnung mit einem älteren Ehepaar hat mich doch berührt:
Als ich im letzten Wahlkampf dort einen Stand hatte, fragte mich eine alte Dame, wann sie denn endlich wieder Lebensmittel hier kaufen könnte. Ihr Mann wartete mit einem Rollator etwas weiter hinten.  Beide müssen um die 80 Jahre alt gewesen sein. Sie hatten gerade ein paar Sachen auf dem Markt am EKZ eingekauft und machten sich nun zu Fuß auf zum Schlachter in einer ganz anderen Ecke von Neuschönningstedt. Das ist immerhin ein knapper Kilometer, für einen Mann mit Rollator sicher nicht gerade ein Traum. Von dort sollte es  dann weitergehen Richtung Glinde zum nächsten Supermarkt. Nach anderthalb Stunden kam der Mann alleine zurück zum Einkaufszentrum und erzählte, er hätte seine Frau alleine gehen lassen müssen, er hätte den Weg heute nicht geschafft. Auf meine Frage, ob sie denn nicht wenigstens den Bus für die lange Strecke nehmen könnten, entgegneten sie, dass sie sich diesen nicht leisten könnten.

Diese kleine Begegnung hat mir wirklich deutlich gemacht, wie wichtig dieser Supermarkt ist, auch wenn es vielleicht nicht ganz störungsfrei für alle Anlieger klappen wird. Aber wenn künftig diese alten Leute nicht mehr kilometerweise durch Neuschönningstedt laufen müssen, um Alltägliches zu kaufen, dann ist das für mich das höhere Gut.