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Rezensionen

Das Hohe Haus: Ein Jahr im Parlament – Roger Willemsen

Grundlegendes:
erschienen im März 2014
400 Seiten in der gebundenen Ausgabe
Verlag S. Fischer
19,99 € für die gebundene Ausgabe

Inhaltsbeschreibung:
Roger Willemsen begibt sich als Zuschauer auf die Tribüne im Reichstag, um den Bundestag und seine Abgeordneten bei der Arbeit zu beobachten. Ein Jahr lang beobachtet er in jeder Sitzungswoche des Bundestages die Sitzungen und sichtet die umfangreichen Plenarprotokolle. Hierbei kommentiert er sowohl die großen politischen Debatten als auch die kleinen Beobachtungen am Rande der Sitzungen.

Zum Buch:
Ich bin grundsätzlich skeptisch, wenn Bücher über die Politik und die Abgeordneten erscheinen. Allzu oft verallgemeinern diese und scheinen nur dem Stammtischempfinden möglichst vieler Käufer entsprechen zu wollen, die sich bestärkt fühlen wollen in ihrer geringschätzigen Sicht auf die Politik(er). Dennoch hatte ich mich sehr auf dieses Buch von Willemsen gefreut und gehofft, es würde vielleicht einen tieferen Einblick geben. Allerdings wurde ich hier enttäuscht. Das einzig Neue an diesem Buch war die Sichtweise von der Parlamentstribüne, die ja über den Abgeordneten schwebt. Genauso schwebt Willemsen über den Abgeordneten, als linksliberaler Medienmensch intellektuell Welten über den Abgeordneten stehend, deren Argumentationen er meist herablassend kommentiert. Lediglich Gregor Gysi und die Linksfraktion sowie der Grüne Hans-Christian Ströbele kommen einigermaßen gut weg, der Rest wird doch sehr deutlich abgekanzelt und teilweise beleidigt, weil er den Ansichten von Willemsen nicht entspricht. Willemsen, dem geistvollen und menschenfreundlichen Kommentator ist das Procedere im Bundestag scheinbar eher lästig. Ab und an gibt es dann auch nette Episoden zwischen einzelnen Abgeordneten, die Willemsen zu berichten weiss, allerdings schließt sich dann wieder über Seiten der gleiche Sermon über die nächste Sitzung an. Wirklich Neues bringt das Buch ohnehin nicht, sind doch viele der Diskussionen einem politisch nicht uninteressierten Zeitungsleser bekannt und auch von nicht politikspezifischen Vorfällen, wie dem Zusammenbruch von Agnes Alpers und der ersten Hilfe durch den Abgeordnetenkollegen Helge Braun, hat man gelesen.

Fazit:
So interessant ich die Idee fand, hier hätte man mehr draus machen müssen und auch können. Eine gewissen Lesergruppe mag es reichen, in ihren Ansichten über „die Politiker“ bestärkt zu werden. Auch mag manchem Leser die belächelnde Attitüde gegenüber den gewählten Bundestagsabgeordneten angemessen erscheinen, ich empfinde sie als herablassend. In dieser epischen Länge hätte man dieses Werk nicht erschinen sollen, ein längerer Artikel im Spiegel hätte es wohl auch getan.