Ich hatte den Ausbruch von Anke Eymer, der nach der Aufstellung der Landesliste zur Bundestagswahl, ja schon entsprechend kommentiert. Ich dachte eigentlich, dass die Sache damit vom Tisch wäre, weil dies gar nicht anders zu sehen war als die Enttäuschung einer schlechten Verliererin.
Aber offensichtlich taten dies nicht alle, denn als ich heute die LN aufschlug durfte ich mich erstmal calmieren, nachdem ich die Äußerungen von Staatssekretärin Karin Wiedemann, in Personalunion auch Landesvorsitzende der Frauen Union, lesen musste.
„Carstensens Sprüche gefallen mir nicht“, so die Aussage. Da steht die liebe Frau Wiedemann aber ziemlich allein auf weiter Flur. Die in der Presse von ihr gescholtene angebliche „Hemdsärmlichkeit“ kommt nämlich in Schleswig-Holstein dermaßen gut an, dass Peter Harry Carstensen Zustimmungswerte hat, die weit über 80% liegen. Quer durch alle soziologische Gruppen.
Vor allem die Passagen, die danach kommen, habe mich sprachlos gemacht: „Auch könne seine Kommunikation mit Frauen verbessert werden. Er müsse besser zuhören.“ Wenn ich so etwas lesen muss, frage ich mich ernsthaft, worum es hier geht. Wenn hier Phrasen benutzt werden, die bestenfalls aus der „Brigitte“ oder „Bild der Frau“ stammen, dann gibt dies einem Bild von Frauen Vorschub, dass so sicherlich nicht intendiert wird – von niemandem.
Außerdem hat Frau Wiedemann einen Denkfehler begangen. Mitglieder – somit auch weibliche – werden vor Ort geworben. An der Basis, durch persönliche Ansprache. Sicherlich ist diese und jene soziologische Verteilung eine Argumentationshilfe, aber wer dadurch geworben wird, dass vier oder fünf oder gar alle Mitglieder der schleswig-holsteinisches Landesgruppe im Bundestag weiblich sind, die Person muss mir mal bitte gezeigt werden.
Ich werbe Leute an der Basis und aktiviere sie an der Basis. So geht das und nicht anders. Vielleicht wird hier mal drüber nachgedacht und nicht abgehoben darüber spekuliert, ob der Ministerpräsident besser zuhören muss oder nicht.
Ich könnte jetzt zum Abschluss darüber sinnieren, dass ja von den 27.000 Mitglieder jede Frau automatisch Mitglied in der FU wird, es sei denn, sie widerspricht dem. Aber bei einer Frauenquote von 25% in der Partei komme ich ja auf 6.750 Mitglieder, die weiblich sein müssten. Im Artikel steht ja nur was von 3.000 Frauen, die in der FU Mitglied sein. Muss ich dann davon ausgehen, dass die Mehrzahl aller weiblichen CDU-Mitglieder in Schleswig-Holstein keine Mitglieder der Frauenunion sind? Wenn dies stimmen sollte, möge sich dort jeder selbst fragen, woran dies liegen könnte. Vielleicht gibt es ja Frauen, die in der Politik ohne Berücksichtigung von Zugehörigkeiten zu soziologischen Gruppen sich sagen, ich setze mich selber durch. Vielleicht habe ich mich aber auch verrechnet.