Seit ungefähr zwei Monaten wird auch von Seiten des BMVg intensiver die Veteranenthematik beleuchtet. Seit 1992 sind über 300.000 Soldaten der Bundeswehr mit einem Auftrag des Parlaments in die verschiedensten Krisengebiete geschickt worden. Spätestens seit einigen Jahren hat man dann erkannt, dass die deutschen Soldaten dort nicht nur auf Jukuhu-Tour* waren sowie schön den AVZ** eingestrichen und den ganzen Tag besoffen in der Sonne gesessen haben, sondern dass die Einsätze auch Verwundung und Tod nach sich ziehen, von Folgen wie einer PTBS*** ganz zu schweigen.
Das BMVg und auch der VdRBw sind nun der Meinung, eine größere Wertschätzung der Veteranen wäre sinnvoll. Wer jetzt aber meint, das wäre ein einfaches Unterfangen, der irrt. Natürlich wird zunächst einmal festgelegt, wer gewertschätzt werden soll. Aus der Politik kommt der Ansatz, dass jeder Soldat, der auch nur seinen Grundwehrdienst abgeleistet hat, als Veteran gesehen wird. Dies solle einer „Spaltung der Truppe“ entgegenwirken. Der Reservistenverband geht sogar noch weiter und möchte einen „Tag der Anerkennung für all diejenigen, die sich mit Leib, Leben und Seele für das Allgemeinwohl einsetzen – sei es im Auslandseinsatz für die Bundeswehr, im Reservistendienst, bei der Polizei, bei der Feuerwehr, beim Deutschen Roten Kreuz oder sonstwo“. Irgendwo habe ich dann in der Diskussion noch gelesen, es solle sich doch bitte jeder Veteran nennen dürfe, der sich so fühle.
Diese ganze Diskussion geht leider wieder einmal vollkommen an der Realität vorbei, denn es gibt diese Spaltung bereits: In Soldaten, die im Einsatz waren und solche, die es nicht waren. Und selbst bei den Soldaten, die im Einsatz waren, gibt es Unterschiede. Als ich im Afghanistan-Einsatz war, im 5. Einsatzkontingent zwischen Februar und Juli 2004, da gab es Soldaten wie mich, die regelmäßig das Lager verließen und es gab die anderen, die genau zweimal außerhalb des Lagers waren, nämlich das erste Mal auf der Fahrt vom Flughafen zum Feldlager am Beginn ihres Einsatzes und das zweite Mal auf der Fahrt vom Feldlager zum Flughafen am Ende ihres Einsatzes. In letzter Zeit habe ich den Begriff „Drinnies“ und „Draussies“ gehört, damals im Camp Warehouse gab es für die Ersteren noch eine deutlich unfreundlichere Bezeichnung. Teilweise führte diese Nichtwahrnehmung der Einsatzrealität zu so absurden Vorkommnissen, bei denen ein Stabsoffizier einen Scharfschützen, der gerade von einer sechsstündigen Patrouille kam, befahl den Schuhputz zu verbessern.
Was ich damit sagen will: Es ist ein hehres Ziel, die Anerkennung für die vielen Gruppen derjenigen zu verbessern, die sich für andere einsetzen und auch Gefahren auf sich nehmen. Aber diese Verknüpfung mit dem Begriff der Veteranen halte ich für unzulässig. Ich habe den Eindruck, man will irgendwas nettes machen, scheut aber die Auseinandersetzung, wenn es um die Unterstützung von einsatz- und auch kampferfahrenen Soldaten geht und will dann lieber einen diffusen Wohlfühlkreis grüden, in dem sich alle irgendwie wiederfinden und gegen den niemand etwas haben kann.
Das mag der einfache Weg sein, ein sinnvoller ist es nicht. Ich hoffe, diese Erkenntnis setzt sich durch.
* sinnfreie Spaßtour von Soldaten
** Auslandsverwendungszuschlag
*** Posttraumatische Belastungsstörung
2 Antworten auf „Veteranenpolitik“
[…] zumindest ist es für sie schwierig, die Wertigkeit dieser Erfahrungen zu verstehen. Für viele Veteranen ist der Einsatz ein sehr prägendes Erlebnis. Selbst diejenigen, die – wie ich – davon […]
[…] viele Veteranen ist der Einsatz ein sehr prägendes Erlebnis. Selbst diejenigen, die – wie ich […]